Zum achten Mal „Prunkwagen und Hirsebrei“ – Ein Wohnprojekt hat sich etabliert

Ein Blogpost von Jutta Leskovar

Vor bereits sieben Jahren ergab sich die Gelegenheit, für eine ORF-Dokumentation das Freilichtmuseum Keltendorf Mitterkirchen auf ganz besondere Weise zu beleben. 2011 zogen Menschen unterschiedlichen Alters ins Dorf ein und wagten den Versuch, so authentisch wie möglich zu leben, wie in der Hallstattzeit. Der Versuch war ein voller Erfolg. Gut in Leinen und Wolle gekleidet, bequem auf Stroh, Heu, Leinen und in Wolldecken gebettet und auch kulinarisch vielfältig und gut versorgt verbrachte das erste „Prunkwagen und Hirsebrei“-Team zwei Wochen wie vor 2700 Jahren – immer von der Kamera begleitet.

Das Filmteam ist längst weg, aber die „Hallstatt-Menschen“ sind immer noch da. Die meisten sind KeltologInnen und ArchäotechnikerInnen, das heißt, sie wussten auch vor dem Einzug schon, wie man mittels Keramikrepliken auf der Glut kocht, Kleidung und Schuhe herstellt oder Holzgeräte fertigt. Über die Jahre sind dazu die konkreten Erfahrungen aus dem Wohnprojekt gekommen. Wie viel textiles Material braucht man im „Haushalt“? Wie lange halten die Lederschuhe, deren Vorbilder wir aus dem Salzbergwerk in Hallstatt kennen, wirklich? Wie muss der Alltag organisiert sein, wenn das Essen zwar am Ende gut schmeckt, zum Kochen aber länger braucht als in der Mikrowelle? Was passiert mit Gehirnen des 21. Jahrhunderts, wenn sie zwei Wochen lang nicht kleinen und großen Bildschirmen ausgesetzt sind? Wie wirkt sich das auf die Kinder aus? (Sehr positiv!).

Heuer gibt es eine großartige Erweiterung zum seit mehr als einem Vierteljahrhundert bestehenden Museumsdorf: Im Mai wurde die Herrinnenhalle eingeweiht, der rekonstruierende Nachbau eines hallstattzeitlichen Großgebäudes. Nun steht ein Raum zur Verfügung, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner potentiellen Wetterextremen trotzen können – wobei Starkregen eher selten das Problem ist, denn Mitterkirchen ist, wie langjährige Studien bestätigen, ein Sonnenloch.

Wie immer freut sich das Museum mit seinen Mitarbeiterinnen und allen Bewohnerinnen und Bewohnern auf Besuch. Im Wechsel steht immer ein anderes Handwerk im Zentrum, aber gekocht wird natürlich täglich.

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24.07.2018 15:36