Prunkwagen und Hirsebrei 2018 - Ton und Scherben

Von Heike Rührig

Eigentlich bin ich ja Keramikrestauratorin am OÖ Landesmuseum. Aber zumindest einmal im Jahr schlüpfe ich in mein Alter Ego und begebe mich auf eine Reise in eine ferne Vergangenheit. Denn jedes Jahr während der Projekttage von „Prunkwagen und Hirsebrei“ versuchen wir, uns zurück in die Hallstattzeit zu versetzen.

Meine Arbeit als Restauratorin ist eigentlich recht unkreativ – ich darf ja nichts erfinden, was nicht mehr da ist und möglicherweise nie da war. Wir RestauratorInnen machen aber nicht nur aus einem „Scherbenhaufen“ wieder ganze Gefäße, wir versuchen auch, Herstellungstechnologien nachzuvollziehen. Wir können heute recht gut mit naturwissenschaftlichen Methoden analysieren, aus welchen Materialien prähistorische Töpfe hergestellt wurden, woher die Rohmaterialien stammen, wie die Brenntechnologie funktionierte und Vieles mehr. Aber technische Daten alleine reichen nicht immer aus, um Dinge auch wirklich zu verstehen.

Hier in Mitterkirchen haben wir die Möglichkeit, gemeinsam mit Vera und Ludwig Alubstin, die sich seit vielen Jahren mit der Rekonstruktion von prähistorischer Keramik befassen, Keramiken anhand der originalen Stücke zu rekonstruieren und sie dann auch in der Praxis zu verwenden, um z. B. zu sehen, welche Tone und Beimengungen sich besser zum Kochen eignen.

So lassen sich im archäologischen Experiment viele Fragen beantworten, die die Naturwissenschaften alleine nicht beantworten können. Welche Werkzeuge benötige ich wirklich, um hallstattzeitliche Verzierungen herzustellen? Welche Zeit nimmt es in Anspruch, um ein großes Kegelhalsgefäß herzustellen und welche Ressourcen benötige ich dafür? Warum brechen Gefäße immer an denselben Stellen? Die experimentelle Archäologie ist hier eine immense Bereicherung zum Vervollständigung des Bildes prähistorischer Keramikproduktion.
 

Zur Autorin

Heike Rührig ist Keramikrestauratorin am Oberösterreichischen Landesmuseum.

27.07.2018 09:38